Wie kommt das Tablet in die Schule? - Teil I
Der erste Schritt ist eine gute Vorbereitung
Schulen sind verpflichtet, ihren Schülerinnen und Schülern Medienkompetenzen zu vermitteln. Die Kommunen als Schulträger müssen die dafür notwendige IT-Ausstattung zur Verfügung stellen und warten. Doch was bedeutet es, die Medienausstattung von Schulen zu planen? Die Stadt Oerlinghausen in Ostwestfalen-Lippe geht diesen Weg mit dem Kommunalen Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe (krz) bereits seit 2017.
In der Klasse 2B der Grundschule Süd in Oerlinghausen steht Sachunterricht auf dem Programm. Gerade hat Klassenlehrerin Katrin Behrens über die interaktive Multimedia-Tafel einen Film über die Grundfunktionen des menschlichen Körpers gezeigt und im Anschluss dazu die wichtigsten Informationen an die Tafel (das Prowise-Board) geschrieben. Jetzt sind die 23 Schülerinnen und Schüler dabei, die gerade vermittelten Inhalte in Einzelarbeit mit einer Lern-App zu vertiefen. Gekonnt bedienen die Sieben- bis Achtjährigen die vor ihnen liegenden Tablets. Kurze Zeit später werden einzelne Arbeitsergebnisse von den mobilen Endgeräten auf die Touch-Screen-Tafel übertragen und dort gemeinsam weiterbearbeitet. Die Kinder sind interessiert bei der Sache. Ein Eindruck, den Lehrerin Behrens bestätigt: „Der digital gestützte Unterricht ist attraktiv und fördert die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Zudem werden über die Medienkompetenz hinaus soziale und emotionale Fähigkeiten vermittelt.“
Das Ziel: „Optimal digital“ in fünf Jahren
Die Digitalisierung der Grundschule Süd ist Teil des Medienentwicklungsplans, den die Stadt Oerlinghausen seit 2020 umsetzt. Im Herbst 2017 kam die 17.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt aus dem Kreis Lippe auf das krz zu, um die Digitalisierung ihrer vier Schulen voranzutreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in den zwei Grundschulen, der Sekundarschule und dem Gymnasium allenfalls feste PC-Räume und einige wenige, zumeist von Fördervereinen angeschaffte, mobile Geräte. Zudem fehlte in fast allen Schulen flächendeckendes W-LAN. Diese Situation sollte sich laut Bürgermeister Dirk Becker grundlegend ändern. Mit dem krz holte sich der Schulträger einen kompetenten Partner an die Seite, der die Schulen seiner 40 Verbandskommunen nicht nur mit Hard- und Software ausstattet, sondern die Medienentwicklung strategisch plant und auch die Umsetzung begleitet. „Unser Anliegen ist, die Schulen digital fit für die Zukunft zu machen, und zwar so, dass es für die Kommunen finanziell machbar ist“, erläutert Lars Brindöpke, Leiter des Schul-IT-Teams beim krz. „Und dafür braucht es einen für beide Seiten gangbaren Weg“, ergänzt Stellvertreter Malte Osterhagen.
Wissen, was Sache ist: Ist-Analyse trifft Medienkonzept
Die Suche nach dem zielführenden Weg beginnt mit einer umfassenden Analyse der Gegebenheiten vor Ort. Über Fragebögen und persönliche Besuche ermitteln die krz-Experten den digitalen Status Quo. „Wir wollen wissen, was in welcher Schule an Medienausstattung und Infrastruktur vorhanden ist und ggf. weiterverwendet werden kann“, so Osterhagen. „In den weiterführenden Schulen in Oerlinghausen waren dies vor allem die Netzwerk-Verkabelungen.“ Im nächsten Schritt geht es um die Frage, was die einzelnen Bildungseinrichtungen pädagogisch vorhaben und welche digitale Ausstattung sie dafür brauchen. Dies legt jede Schule in ihrem Medienkonzept fest. Um die Oerlinghauser Schulen bei der Erstellung zu unterstützen, organisierte das krz einen Ortstermin in der Gesamtschule Spenge, eine der ersten Schulen im Verbandsgebiet, die der IT-Dienstleister umfassend digital ausgestattet hat. „Hier konnten Schulleitungen wie Schulträger hautnah erleben, was medial möglich ist“, berichtet Osterhagen. Für Claudia Hädrich, Leiterin der Oerlinghauser Südstadtschule „eine super Aktion, die uns bei der Entscheidungsfindung sehr geholfen hat.“
Mehrere Schritte vor dem Ziel: Für die Medienausstattung der Schulen müssen nicht nur die Geräte, sondern auch die Infrastruktur der Lehrstätten vorbereitet werden.