Die KI in der Gegenwart
krz-Dualstudenten untersuchen Hype um ChatGPT und mehr
Auch das Kommunale Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe (krz) beschäftigt sich mit Künstlicher Intelligenz. Das Fachteam „Innovationen, smarte Technologien und Projekte“ arbeitet innerhalb des E&I-Projekts „Smart Tech“ mit dem Softwareentwicklungsbereich des krz und der OWL-IT gemeinsam an einer Strategie, die den Einsatz von KI-Systemen zeitnah möglich machen soll. Zu diesem Zweck haben sich die beiden Dualstudenten Tobias Brisch und Simon Zurek intensiv mit dem Thema beschäftigt. Was steckt hinter KI - und ist sie wirklich ein Genie? war ihre Frage. Anlässlich des krz-internen „Dev:Friday“ haben die beiden Dualstudenten der Fachrichtung Verwaltungsinformatik & E-Government, am 24.02.2023 per Videokonferenz zum Thema „ChatGPT – Eine Iteration voraus!?“ referiert.
Sie stellten dem derzeitigen „Hypetool“ ChatGPT eingangs die Frage: „ChatGPT - bitte schreibe mir einen kurzen Zeitungsbericht über dich“. Nach kurzer Bedenkzeit äußert das generative KI-System dann die folgende Antwort (leicht angepasst):
„ChatGPT - die Künstliche Intelligenz, die Gespräche führen kann!
ChatGPT ist eine AI-gestützte Anwendung, die von OpenAI entwickelt wurde. Sie ermöglicht es den Benutzer:innen, Gespräche in natürlicher Sprache zu führen und Informationen zu verschiedenen Themen abzurufen. ChatGPT hat Zugriff auf eine riesige Datenbank, die es ihm ermöglicht, auf eine Vielzahl von Fragen zu antworten und Diskussionen zu führen. Die KI-Anwendung wird von einer Vielzahl von Menschen auf der ganzen Welt genutzt, darunter Studierenden, Forscher, Unternehmen und Alltagsnutzer:innen. ChatGPT hat sich hierbei als nützliches Tool erwiesen, um schnell und effektiv auf Fragen zu antworten und Probleme zu lösen.
Obwohl ChatGPT ein fortschrittliches und leistungsfähiges Tool ist, hat es auch seine Grenzen. Es ist wichtig zu betonen, dass ChatGPT keine menschliche Interaktion ersetzen kann und immer noch von menschlichen Expert:innen überwacht werden muss, um eine korrekte Funktionsweise zu gewährleisten. Insgesamt hat sich ChatGPT als eine wichtige und nützliche Technologie erwiesen, die eine breite Palette von Anwendungen hat und weiterhin von immer mehr Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird. (Quelle: https://chat.openai.com/chat/)“
Die Antwort erfüllt im Grunde die gesetzten Erwartungen. Das KI-Modell kann nicht nur Texte schreiben, sondern auch komplexe Sachvorgänge verstehen und Informationen herleiten. Auch über schnelllebige Themenfelder scheint sie gut informiert und kann im Kontext eigens nach einer Lösung suchen.
Doch sind nicht immer alle Angaben korrekt, daher ist weiterhin nötig, die Texte auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und ggf. korrigierend einzugreifen.
ChatGPT
Für ChatGPT haben die beiden Referenten folgende Aspekte hervorgehoben.
- Bei Produkten der Firma OpenAI sind Falschinformationen relativ gering, jedoch auch vorhersehbar.
- Fragen aus den Jahren 2022 oder 2023 sind eher schwierig, denn dazu fehlt der aktuelle Informationsstand.
- Insofern die KI gerade online ist - ChatGPT war in der Anfangszeit oft überlastet - kann diese eine Erleichterung im Alltag sein und hilft bei Fragen aller Art.
- Das Training von OpenAI kostet ca. 5 Millionen Dollar und benötigt etwa 32 Tage für das ChatGPT-Modell. Hierbei werden nur Informationen hinzugefügt, die vorher fehlten. Inklusive einer Qualitätssicherung kann davon ausgegangen werden, dass der Datenbasis immer die letzten zwei bis drei Monate fehlen. Um diese Lücke zu schließen, werden tagesaktuelle Informationen per Suchmaschine ergänzt und mit Quellenangaben darauf verwiesen.
Risiken der Dialogsysteme
Ein wichtiger Aspekt der Analyse ist, dass die offenbare/angebliche Perfektion der Dialogsysteme auch gleichzeitig ihre Risiken bedingt bzw. verstärkt:
So gerät leicht in Vergessenheit, dass eine Maschine dahintersteckt und kein echter Mensch. Solch eine Maschine mag viele Informationen preisgeben und eine tatkräftige Unterstützung darstellen, doch über fundiertes Alltagswissen und menschliche Probleme kann sie nur so viel berichten, wie es im Internet beschrieben wurde. Denn auf all diesen frei verfügbaren und nicht gesicherten Daten basiert schlussendlich das Antwortverhalten.
Zusätzlich zu der möglicherweise übersteigerten Zuneigung oder gar Abhängigkeit kann die KI eine Gefahr darstellen, wenn eine Organisation über die KI Falschmeldungen verbreitet, um die Nutzenden politisch zu beeinflussen. Daher wird bereits in der Entwicklung sehr großer Wert daraufgelegt, dass ethisch und moralische Grundsätze eingehalten werden. Zudem soll verhindert werden, dass das KI-System diskriminierendes oder politisch und sozial inkorrektes Verhalten aus seinen Quellen „lernt“, wie es in der Vergangenheit der Fall war.
Weitere KI-Produkte
Neben ChatGPT haben die beiden Dualstudenten auch andere, teilweise nicht so starke webbasierte Tools untersucht, die ebenso in Sekundenschnelle mithilfe von künstlicher Intelligenz zu einem Ergebnis kommen.
- So gelingt es trotz schwacher KI hinter dem Tool, zum Beispiel "Tome", innerhalb von etwa 20 Sekunden nur mithilfe einiger Schlüsselbegriffe eine sechs bis acht Seiten lange Präsentation mit Agenda und Bildern zu erstellen, weist jedoch auch Schwächen wie Wiederholungen und teils unpassende Bilder auf. Zudem ist das System zum jetzigen Zeitpunkt nur in englischer Sprache nutzbar.
- Ebenso näher vorgestellt wurde der menschenähnliche Chatbot namens "Replika". Dieser soll einen Chatverlauf mit einem echten Menschen imitieren. Dies bedeutet, ein Nutzender kann mit der KI innerhalb eines Chats wie mit einem realen Menschen schreiben. Die KI berichtet auch von sich und stellt viele passende Fragen, um zu unterhalten. Ergänzt wird dies durch einen selbst ausgewählten Charakter, den der Nutzende sich je nach Belieben gestalten kann.
- Interessant ist auch das bildergenerierende Tool "Dall-E 2" von OpenAI: In kürzester Zeit kann das im Web erreichbare Modul mithilfe einer kurzen Beschreibung entweder komplett neue Bilder generieren oder der Nutzende gibt ein Bild vor und beschreibt, was genau verändert werden soll. Durch diesen Veränderungsprozess können echte Bilder semantisch vollständig erweitert werden, ohne dass diese unrealistisch aussehen.
Fazit:
Mit einer Künstlichen Intelligenz zu hantieren mag unterhaltsam und in einigen Bereichen auch hilfreich sein, doch wie zuvor betont muss jeder Nutzende sich der Risiken und Einschränkungen ihres Einsatzes bewusst sein.
Am Ende des Vortrages kamen die beiden Dualstudenten zu dem Ergebnis, dass das ChatGPT zurzeit anderen auf dem Markt befindlichen KI-Tools überlegen ist. Aktuell gibt es keine vergleichbar guten dialoggeführten KIs auf dem Markt, die nicht in irgendeiner Form von OpenAI stammen. Doch da diese Disziplin einerseits hochdynamisch ist und es andererseits sehr viele Interessenten gibt, ist es gut möglich, dass der technische Vorsprung schneller vorbei ist, als erwartet.
Eine Einschätzung zu weiteren Fragen, z.B. wie lange der Hype noch in der Art anhält, ob die KI Arbeitsplätze ersetzen wird oder ob in Zukunft die KI ein Standard-Arbeitsmittel zur Unterstützung der Mitarbeitenden in der öffentlichen Verwaltung werden könnte, ist im Moment noch nicht möglich.
KI in der Praxis
Um sich eingehender mit der Technik auseinanderzusetzen, wurde dem krz als einem der ersten kommunalen Rechenzentren in Deutschland der Zugriff auf das OpenAI ChatGPT-3.5/4.0 Modell von der Firma Microsoft ermöglicht. Für das krz steht dabei jederzeit das Ziel im Vordergrund, vielfältige Erfahrungen zu sammeln und mit den neuen technologischen Entwicklungen echte Mehrwerte für die Prozesse innerhalb des krz und seiner Verbandskommunen zu schaffen.
Foto: pexels (cottonbro-studio-6153354)